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Requiem (Chants of the shut-ins)

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Für Bariton, Sopran, Ensemble (16 Instrumente), Video und Elektronik
nach Gedichten u.a. aus Amerika, Afghanistan, Belarus, China, Indien, Iran, Nigeria, Palästina und Ukraine

Ich beabsichtige im Jahr 2023 an einem Zyklus zu arbeiten, in dem Gedichte und Texte von unterdrückten und verfolgten Dichterinnen und Dichtern aus verschiedenen Ländern vertont werden. Die Dauer des Werks wird ca. 60 Minuten betragen. Neben den Liedern sollen gesprochene Gedichte, Originalaufnahmen von Lesungen und Interviews in der jeweiligen Landessprache verwendet werden. Zusätzliche Filmausschnitte und Geräusche (Field Recordings) verdichten das Ganze zu einer einheitlichen Komposition. In diesen politisch sehr aufwühlenden Zeiten ist es schwer, den aktuellen Nachrichten gegenüber gleichgültig zu bleiben. Sei es der Ukrainekrieg, die Situation der Menschen in Iran, Afghanistan, China, Rassenkonflikte oder auch die Benachteiligung von Minderheiten weltweit.

Seit Langem denke ich darüber nach, den Menschen, die direkt von den weltpolitischen Ereignissen betroffen sind, musikalisch eine Stimme zu geben. Nach dem Vorbild der Voices (1973) von Hans Werner Henze oder etwa dem Requiem für einen jungen Dichter (1969) von Bernd Alois Zimmermann habe ich in einer Collage Gedichte, Texte und Interviews von Persönlichkeiten unserer Zeit gesammelt, die alle der gemeinsame Kampf gegen Unterdrückung in ihrer Heimat eint. So zum Beispiel ein Gedicht der afghanischen Dichterin Nadja Anjumen, die 2005 in Afghanistan von ihrem Ehemann ermordet wurde, bei dem die Originalsprache mit der deutschen Übersetzung wechselt. Einem Text des belarussischen Dissidenten Dimitri Strotzew steht ein Gedicht von Xiao Liu in Angedenken an die Opfer vom Tiananmenplatz gegenüber. Des Weiteren werden Texte der Black-Lives-Matter-Proteste, Gedichte von iranischen Dichterinnen und vom berühmten palästinensischen Dichter Muhammad Ali verwendet. In einem nigerianischen Gedicht wird die Zerrissenheit zwischen zwei Kontinenten sicht- und hörbar.

Den fünf Teilen des Requiems wird jeweils ein Kontinent zugeordnet. Zwischen den Stücken gibt es immer wieder instrumentale Passagen, bei denen die Perkussionsinstrumente des jeweiligen Landes in den Vordergrund treten.

Ensemblebesetzung
Flöte (auch Piccolo und Alt),
Oboe (auch Englisch Horn),
Klarinette in B (auch Bassklarinette),
Fagott, Horn in F,
Trompete in B,
Posaune,
Schlagzeug (zwei Spieler: Crotalis, Glockenspiel, Röhrenglocken, Vibrafon, Marimbafon, Tam-tam, Snaredrum, zwei chinesische Gongs, Bassdrum, Oceandrum, Steeldrum, Kuhglocken, Metallplatten (Slapstick) Guero, Templeblocks, Djembe, Darbouka, Tombak),
Gitarre (akkustisch),
Klavier (auch Synthesizer),
2 Violinen,
Viola, Cello, Kontrabass

Mit vielen Künstlerinnen und Künstlern der von mir ausgewählten Länder hatte ich in der Vergangenheit die Möglichkeit in meiner Eigenschaft als Komponist, Pianist, Dozent oder Veranstalter zusammenzuarbeiten. So z. B. bei einer Videokonferenz mit der iranischen Komponistin Nina Brz und der Goran-Akademie im Iran (2020), als Dozent mit Studierenden bei Aufenthalten in der V. R. China (2002-2007) sowie in Lwiw in der Westukraine. Oder als Veranstalter von Benefizkonzerten für Schulprojekte in den palästinensischen Gebieten in Hebron. Mit einigen von ihnen stehe ich nach wie vor in regem Austausch.

In vielen meiner Werke habe ich mich mit dem Thema Musik und Politik auseinandergesetzt, sei es in dem Chorwerk Sprachlos (für Christoph Schlingensief), in dem Orchesterwerk Beethoven offset oder auch in dem Trio Del Llanto (nach einem Gedicht aus dem spanischen Bürgerkrieg von Garcia Lorca).

Bei aller Dramatik der vorgestellten Texte gibt es in meinem Stück immer wieder auch hoffnungsvolle Passagen und Momente voller Poesie und Schönheit. Ich werde mit der Arbeit an dem Werk im Frühjahr 23 beginnen und es im Herbst 23 vollenden. Eine Aufführung ist für Ende 2023 geplant.

Berlin, 10.01.2023
Andreas F. Staffel

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