Claude Debussy Hommage, Teil 2 (Die späten Jahre)
Claude Debussy Hommage, Teil 2 (Die späten Jahre)
Nachdem wir im letzten Jahr den hundertsten Geburtstag von Claude Debussy mit einem Klavierabend gefeiert haben, präsentieren wir in diesem Jahr Kammermusikwerke aus dessen später Phase. Zu Beginn erklingt eine zyklische Aufführung des zweiten Buchs der Études für Klavier aus dem Jahr 1915. Die Klavierstücke sind die letzten vollendeten Solowerke aus einem einzigartigen und reichen Klavierwerk, dessen Fülle und Dichte vielleicht nur mit demjenigen von Frederic Chopin verglichen werden kann. (Dessen Gedenken die Études gewidmet sind.) Nach wie vor werden diese Stücke, von denen jedes ein kleines Meisterwerk ist, kaum öffentlich gespielt. Dies liegt auch daran, dass Debussy hier völlig auf jede Form von extrovertierter Virtuosität verzichtet. Die Kunst liegt in der klanglichen und formalen Gestaltung der Werke. Nicht zuletzt dank der Analyse der Komponisten Olivier Messiaen und Pierre Boulez wird der große Einfluss der Études auf die Musik des zwanzigsten Jahrhunderts nachgewiesen.
Sechs Sonaten für unterschiedlichste Besetzungen hatte Debussy schreiben wollen, seine Krankheit hinderte ihn jedoch daran mehr als drei dieser"kammermusikalischen instrumentalen Wechselspiele" zu komponieren: es entstanden eine Sonate für Violoncello und Klavier, eine zweite für Flöte, Viola und Harfe sowie die dreisätzige Sonate für Violine und Klavier.
Die pointierten Anfangsakkorde des ersten Satzes der Violinsonate versetzen den Hörer unmittelbar in eine gedämpfte Atmosphäre umgeben von Nostalgie und Traurigkeit. Der Satz ist erfüllt von rhythmischer und harmonischer Mehrdeutigkeit mit einem treibenden Moment ohne Rücksicht auf Schnelligkeit. Im Kontrast dazu ist der Mittelsatz, wie bereits seine Überschrift Fantasque et léger andeutet, größtenteils leicht und fantasievoll, kapriziös mit ein wenig Koketterie und einem zweiten Thema, das überraschend melodiös und sinnlich ist.Der letzte Satz, Très animé, beginnt mit treibenden Noten im Klavier, zeitweise durch melodische Betonungen des zweiten Themas aus dem vorherigen Satz unterbrochen. Den Hauptteil des Satzes macht jedoch eine Demonstration spritziger Lebendigkeit aus. Syrinx entstand 1913 als Bühnenmusik für das Drama „Psyche“ von Gabriel Mourey. In dem Stück erscheinen charakteristische Stilmerkmale der Musik Debussys auf engstem Raum - nur 35 Takte! - verdichtet. Die arabeskenhafte Bewegung eröffnet im langsamen Tempo „Très modere“ einen poetischen Zauber, dem sich der Hörer kaum entziehen kann. Heute gehört »Syrinx«, eines der bekanntesten Solo-Stücke überhaupt, zum festen Repertoire der Flötisten. Der erste Satz der Cellosonate gemahnt zu Beginn an den majestätischen Ton der franzosischen Ouvertüre. Dem hier vorgestellten Thema begegnen wir in allen drei Sätzen und Auffallend ist das häufige Schwanken der Tonalität zwischen Dur und Moll bzw. einer dorischen Färbung; der Satz endet auch bezeichnenderweise mit einer leeren Quinte des Cellos. Während der ironisch getönte Mittelsatz das spanische Musikidiom durch Gitarren- und mandolinenähnliche Pizzicati und Portandi des Cellos im Habanera-Rhythmus suggeriert, vermittelt das Finale Anklänge an die vor allem in der Orchesterfassung berühmt gewordene »lberia« aus den »lmages«.
Marie Pinson (Flöte), als Gast: Johanna Staemmler (Violine), Claudius von Wrochem (Violoncello), Andreas F. Staffel (Klavier & Programm)
Das Programm
Études (Piano) Livre II (1915)
7. Pour les degrés chromatiques
8. Pour les agréments
9. Pour les notes répétées
10. Pour les sonorités opposées
11. Pour les arpèges composés
12. Pour les accords
Pause
Sonate pour violon et piano (1916/17)
Allegro vivo – Intermède: Fantasque et léger – Finale: Très animé
Syrinx pour flûte solo (1913)
Sonate pour violoncelle et piano (1915)
Prologue: Lent – Sérénade: Modérément animé, vivace – Finale: Animé, lento, vivace
Ort: Musikstudio Ohrpheo, Berlin
Eintritt: 10 € / 7 € / 6€ (Kinder und Jugendliche frei!)